Bubble
Wenn Sie sich nach der „guten alten Zeit“ zurücksehnen, erinnern Sie sich vielleicht an eine Ära, in der Nvidia vorrangig die Herzen introvertierter, Gaming-begeisterter Nerds höher schlagen ließ. Heutzutage wird Nvidia von vielen als Vorreiter der zukünftigen Dominanz künstlicher Intelligenz angesehen, verbunden mit der Chance auf rasantes Wachstum und einem überaus attraktiven Geschäftsmodell. Andere sehen in Nvidia jedoch eine erhebliche Überbewertung und ziehen Parallelen zur Dotcom-Blase der frühen 2000er Jahre mit potenziell ähnlich verheerenden Auswirkungen. Bei BlackPoint Asset Management nehmen wir nicht einfach eine einseitige Position ein, sondern stellen die entscheidenden Fragen. Die Antworten liefern Einsichten, die nicht nur unsere Investitionsentscheidungen für die nächsten Monate unterstützen, sondern auch Licht auf abklingende Trends werfen.
Konzentration an den Aktienmärkten
In Phasen starker Aufwärtsbewegungen an den Finanzmärkten stellt sich oft die Frage, wer die Käufer sind und ob die Bewertung für diese Anleger eine Rolle spielt. Eine ebenso einfache wie gut belegbare Antwort lautet: Es sind zu einem wesentlichen Teil passive Investmentfonds, insbesondere ETFs (börsengehandelte Fonds, zumeist Index-Replikatoren). Die charakteristische Einfachheit passiver Fonds besteht darin, dass sie, solange sie Kapitalzuflüsse verzeichnen, sofort in ihre definierten Zielmärkte investieren und dabei die aktuellen Marktpreise akzeptieren. Der Fonds kauft folglich umso mehr Anteile eines Unternehmens, je höher es bewertet wird. Dies lässt wiederrum tendenziell den Preis weiter steigen. Da beispielsweise der Technologiesektor derzeit ohnehin bemerkenswerte Wertsteigerungen erlebt, verstärken die kontinuierlichen Kapitalzuflüsse in passive Fonds den Aufwärtstrend zusätzlich. Ausgewählte Sektoren entkoppeln sich immer weiter, wodurch einer Blasenbildung bzw. Konzentration – so lautet zumindest die Kritik – Vorschub geleistet wird. Eine Untersuchung der historischen Sektorgewichtungen im MSCI World zeigt eine signifikante Auffälligkeit: Mit der Einführung des Internets erreichte der Technologiesektor Anfang der 2000er Jahre einen Anteil von über 20 Prozent am MSCI World, der sich nach dem Platzen der Dotcom-Blase halbierte und nun nach einem langjährigen Aufwärtstrend mit 22 Prozent Anteil den wichtigsten Sektor darstellt (siehe Abbildung 1).
Die „Magnificent 7“
Die herausragende Rolle moderner Technologien für die Wirtschaft und das persönliche Leben wird durch eine kleine Gruppe amerikanischer Aktien, bekannt als die "Magnificent 7", veranschaulicht. Von diesen sieben Unternehmen stammen lediglich drei – Apple, Microsoft und NVIDIA – aus dem Technologiesektor. Alphabet (Google) und Meta (Facebook) sind dem Kommunikationssektor zuzuordnen, Amazon dem Konsumgütersektor und Tesla dem Industriesektor. Eine Analyse der Wertentwicklung unterstreicht ihre zentrale Bedeutung für den amerikanischen Aktienmarkt (siehe Abbildung 2: Bloomberg-Aktienindex BB USA, vergleichbar mit dem S&P 500). Dieser legte in den vergangenen fünf Jahren um solide 126 Prozent zu. Ein erheblicher Anteil an dieser Entwicklung, nämlich exorbitante 586 Prozent Gewinn, ist allerdings den "Magnificent 7" zuzuschreiben. Ohne diese Gruppe würde die Performance des amerikanischen Aktienmarktes auf 90 Prozent sinken und damit hinter dem Eurostoxx 50 zurückbleiben, der im gleichen Zeitraum immerhin 95 Prozent erreichte (siehe Abbildung 2).
Ein amerikanisches Zeitalter
Die Gründe, warum so viele erfolgreiche Unternehmen der letzten Jahre ihren Ursprung in den USA haben, sind vielschichtig und schließen neben ökonomischen auch soziokulturelle und geopolitische Faktoren ein. Die Dominanz des nordamerikanischen Aktienmarktes (USA und Kanada) hat seit der Finanzkrise deutlich zugenommen. Der Anteil am globalen Markt hat sich von ehemals etwa 50 Prozent auf nunmehr rund 70 Prozent erhöht (siehe Abbildung 3).
Diese Überlegenheit ist wie folgt zu begründen: Seit der globalen Finanzkrise (GFC) verzeichnete der US-Markt ein außerordentliches Gewinnwachstum im internationalen Vergleich. Im selben Zeitraum entwickelte sich der „Growth“-Faktor kontinuierlich besser als der „Value“-Faktor, wachstumsorientierte Unternehmen konnten sich also tendenziell besser entwickeln als werthaltige Unternehmen mit stabilen Gewinnen. Über lange Zeiträume sinkende Zinssätze begünstigte diese Entwicklung und erhöhte die relative Bewertung langfristiger Investitionen. Diese Entwicklung kehrte sich Anfang 2022 kurzzeitig um, setzt sich aber nun fort.
Die Neigung, in schnell wachsende Unternehmen zu investieren, ist in Nordamerika stärker ausgeprägt und hat den Technologiesektor weiter angekurbelt. Im Gegensatz dazu zögerte Europa und konzentrierte sich stark auf traditionelle Sektoren. Diese hatten nach der Finanzkrise mit diversen Herausforderungen zu kämpfen: Banken mussten rekapitalisiert werden, rohstoffabhängige Unternehmen litten unter Preisrückgängen und die Nachfrage der Verbraucher blieb vergleichsweise schwach.
Während dieser Zeit profitierte Nordamerika von seinen einzigartigen Strukturen. Die Kooperation des Silicon Valley mit Universitäten wie z.B. der Stanford University hat mittlerweile legendären Status erreicht. Venture-Capital-Fonds und Private-Equity-Fonds stellen privates Risikokapital bereit, während die Regierung durch Maßnahmen wie den Inflation Reduction Act Anreize für ausländische Unternehmen schafft, sich in den USA anzusiedeln oder durch Importzölle inländische Unternehmen schützt.
Die Größe und Stärke der US-Wirtschaft manifestiert sich auch in ihrer Fähigkeit, internationale Investitionen anzuziehen. Der Trend, dass im Ausland ansässige Unternehmen an US-Börsen gelistet werden, verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Dies führt dazu, dass ein zunehmender Anteil des Vermögens ausländischer Unternehmen auf dem US-Markt vertreten ist. Auch wenn nicht alle Unternehmen in den USA gelistet sind, haben dennoch viele europäische und andere internationale Unternehmen ihr Engagement in den USA ausgebaut und leisten damit einen bedeutenden Beitrag zum amerikanischen Wirtschaftswachstum.
Aktives Management
Der Erfolg amerikanischer Unternehmen führt in den Aktienindizes unweigerlich zu einer stärkeren Konzentration und Überrepräsentanz auf globaler Ebene. Dieser Zustand stellt für sich genommen noch keine signifikante Gefahr für die Stabilität des Finanzmarktes dar. Dennoch sollte die abnehmende Diversifikation, insbesondere für passive Investoren, Anlass zum Nachdenken bieten.
Obwohl eine ausgeprägte Marktkonzentration häufig als Indikator für eine Blasenbildung gewertet wird, erscheint ein Vergleich mit der Dotcom-Blase des Jahres 2000 derzeit nicht angemessen. Die Bewertungen der führenden Unternehmen sind ambitioniert, liegen jedoch deutlich unter den Niveaus der 2000er Jahre. Ein entscheidendes Argument ist die hohe Profitabilität der derzeitigen Favoriten am Aktienmarkt. Solange die Fundamentaldaten eine hohe Bewertung unterstützen, werden wir bei BlackPoint Asset Management weiterhin in ausgewählte Eliteunternehmen investieren.
Als aktive Manager legen wir jedoch stets Wert auf den Preis, den wir für ein Unternehmen zu zahlen bereit sind. Ferner erwarten wir, dass in den kommenden Monaten und Jahren insbesondere Unternehmen profitieren werden, die künstliche Intelligenz nutzen, anstatt sie bereitzustellen. Diese Unternehmen könnten ihren Sitz außerhalb der USA haben und beispielsweise aus dem Gesundheitssektor oder dem Bereich der Basiskonsumgüter stammen. Solche Überlegungen unterstützen unser Bestreben nach Diversifikation und erfordern ein aktives Portfoliomanagement, das weit über die Einfachheit passiver Anlagestrategien hinausgeht.