Facts #12

Q3/2025

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Golfplatzökonomie Von Bretton Woods nach Mar-a-Lago

Golfplatzökonomie Von Bretton Woods nach Mar-a-Lago

Steter Tropfen höhlt den Stein – wie die US-Politik die Fundamente des globalen Finanzsystems unter Druck setzt.

Rezessionssignal blinkt – Märkte ignorieren die Warnung Während sich die US-Wirtschaft in den vergangenen Quartalen erstaunlich robust zeigte, mehren sich nun die Signale für eine Abkühlung. Parallel dazu tobt in Washington die Debatte über eine mögliche Erweiterung des Mandats der Federal Reserve, und an der Wall Street sorgt die Idee eines „Mar-a-Lago Accord“ für Aufsehen – ein Konzept, das die Grundlagen der internationalen Finanzarchitektur infrage stellen könnte. Für Investoren ergibt sich daraus ein Spannungsfeld: robuste Märkte auf der einen, zunehmende makroökonomische Risiken auf der anderen Seite.

Die Sahm Rule – verlässlicher Rezessionsindikator

Ein bewährtes Frühwarnsystem für konjunkturelle Schwäche ist die sogenannte Sahm Rule, benannt nach der Ökonomin Claudia Sahm. Sie entwickelte den Indikator während ihrer Zeit als Senior Economist bei der Federal Reserve in Washington, um Rezessionen frühzeitig und in Echtzeit identifizieren zu können.

Die Regel besagt, dass eine Rezession wahrscheinlich ist, sobald die Arbeitslosenquote über drei Monate hinweg mindestens 0,5 Prozentpunkte über ihrem niedrigsten Stand der vorangegangenen zwölf Monate liegt. Historisch erwies sich dieser Ansatz als treffsicher: Immer wenn die Schwelle überschritten wurde, folgte eine Rezession.

Gerade weil die Sahm Rule innerhalb der Fed entstand, hat sie dort eine gewisse institutionelle Bedeutung – auch wenn sie nicht offiziell in geldpolitische Beschlüsse einfließt. Als einfaches, empirisch robustes Warnsignal dürfte sie dennoch in den internen Diskussionen der Notenbank Beachtung finden.

Die Grafik zeigt die Entwicklung seit 2007 (s. Abbildung 1). In allen großen Krisen – der Finanzkrise 2008 und dem pandemiebedingten Einbruch 2020 – sprang der Indikator zuverlässig an und markierte den Beginn einer Rezession. Im August 2024 überschritt die Sahm Rule erneut die Schwelle und deutete auf eine mögliche Rezession hin. Diese ist bislang jedoch ausgeblieben – ein Hinweis auf die gegenwärtige Unsicherheit, aber auch Resilienz der Märkte.

Abb. 1 Sahm Rezessionsindikator nahe Rezessionsniveau
US Arbeitslosenquote und Sahm Rezessionsindikator seit 2007
Grafische Darstellung von Zahlentabellen als Chart
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen, 24.09.2025

Für die Finanzmärkte zeichnet sich ein klares Bild ab: Das Risiko einer US-Rezession wird bislang nicht angemessen eingepreist, auch wenn sich die konjunkturelle Abschwächung – etwa in Form schwächerer Arbeitsmarktdaten – zunehmend andeutet.

Ein drittes Mandat für die Fed?

Fed zwischen Politik und Preisstabilität Traditionell verfolgt die US-Notenbank zwei Ziele: Preisstabilität und maximale Beschäftigung. Doch spätestens seit der Finanzkrise von 2008 mehren sich Stimmen, die ein drittes Mandat fordern – die Sicherung der Finanzstabilität. Manche Beobachter gehen noch weiter und plädieren dafür, dass die Fed auch klimabezogene Risiken oder Fragen der sozialen Ungleichheit stärker berücksichtigen sollte.

Diese Debatte gewinnt an Brisanz, weil die Fed in einem zunehmend komplexen Umfeld agiert. Hohe Staatsverschuldung, geopolitische Spannungen und volatile Kapitalströme erschweren die Steuerung der Geldpolitik. Eine institutionelle Erweiterung des Mandats könnte die Handlungsfreiheit der Notenbank einschränken, da neue Zielkonflikte unvermeidlich wären – etwa zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität.

Mit empirischen Indikatoren wie der von Claudia Sahm entwickelten Sahm Rule bezieht die Fed Echtzeitdaten zur Lage am Arbeitsmarkt in ihre Analyse ein. Auch wenn sie nicht Teil des formalen Entscheidungsrahmens ist, liefert sie wertvolle Hinweise darauf, wann geldpolitische Straffung in eine Rezession umzuschlagen droht – und verweist damit auf die Grenzen des bisherigen Mandats.

Für Anleger ergibt sich daraus ein Umfeld, in dem geldpolitische Entscheidungen zunehmend von politischen Interessen beeinflusst werden könnten – mit möglichen Folgen für Zinsen, Liquidität und Risikoappetit.

Der „Mar-a-Lago Accord“ – Trumps Vision für eine neue Finanzordnung

Während die Debatte um ein drittes Mandat vor allem die institutionelle Ausrichtung der Federal Reserve betrifft, nimmt mit dem sogenannten „Mar-a-Lago Accord“ nun auch die politische Dimension der US-Geldpolitik deutlichere Konturen an.

In Marktkreisen sorgt derzeit ein Konzept für Aufsehen, das in Anlehnung an das Plaza-Abkommen von 1985 und Bretton Woods 1944 als „Mar-a-Lago Accord“ bezeichnet wird. Der Begriff geht auf Stephen Miran zurück – Donald Trumps designierten Kandidaten für den Vorstand der Federal Reserve und ehemaligen Berater im US-Finanzministerium. In seiner Anhörung vor dem Senat berief sich Miran auf ein bislang kaum beachtetes „Third Mandate“ der Notenbank: den Auftrag, „moderate langfristige Zinsen“ sicherzustellen.

Was zunächst wie eine juristische Randnotiz klingt, könnte sich als geldpolitischer Wendepunkt erweisen. Die Trump-Administration könnte dieses Mandat nutzen, um eine aktive Steuerung der Zinsstruktur zu rechtfertigen – durch eine engere Verzahnung von Treasury und Federal Reserve. Ziel wäre es, langfristige Renditen gezielt zu drücken, die staatlichen Finanzierungskosten zu senken und zugleich den Dollar zu schwächen, um der heimischen Industrie Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Der „Mar-a-Lago Accord“ wäre damit eine Neuauflage der US-Finanzpolitik der 1980er-Jahre – jedoch mit deutlich politischerem Unterton.

Mar-a-Lago Accord: Trumps Rückkehr zur gelenkten Zinsstruktur Noch ist dies ein Szenario, doch die Signale aus Washington sind eindeutig. Beobachter sehen darin den Versuch, die Unabhängigkeit der Federal Reserve zu testen und geldpolitische Instrumente verstärkt für fiskalische Zwecke nutzbar zu machen. Zugleich gilt als wahrscheinlich, dass die Fed ihre institutionelle Unabhängigkeit erfolgreich zu wahren weiß, um ihre Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten und ihre Rolle als Hüterin der Preisstabilität zu verteidigen. Kurzfristig könnte eine solche politische Einflussnahme zwar Wachstum und Beschäftigung stützen, langfristig jedoch Inflationsrisiken erhöhen und das Vertrauen in die US-Anleihemärkte belasten.

Ein Blick auf den US-Dollar seit Jahresbeginn verdeutlicht, dass die Märkte diese Agenda bereits antizipieren (s. Abbildung 2). Der US-Dollar-Index (DXY), der die Entwicklung des Greenback gegenüber einem Korb aus sechs Währungen misst – mit dem Euro als größtem Gewicht (rund 58 Prozent), gefolgt von Yen, Pfund, kanadischem Dollar, schwedischer Krone und Schweizer Franken –, hat seit Jahresanfang rund zehn Prozent an Wert verloren. Damit bewegt sich der Dollar im Bereich historisch signifikanter Abwertungsphasen.

Abb. 2 Globale Abwertung des U.S. Dollars in vollem Gange
Entwicklung des handelsgewichteten U.S. Dollars, sowie gegen Einzelwährungen
Grafische Darstellung von Zahlentabellen als Chart
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen, 24.09.2025
Grafische Darstellung von Zahlentabellen als Chart
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen, 24.09.2025

Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende Erwartung wider, dass eine aktivere Rolle von Regierung und Notenbank auch währungspolitische Auswirkungen haben könnte. Sollte die US-Administration tatsächlich versuchen, über gezielte Eingriffe in die Zinsstruktur und eine schwächere Währung fiskalische Ziele zu unterstützen, wäre mit veränderten Renditestrukturen und höherer Währungsvolatilität zu rechnen.

Für Investoren bedeutet das ein anspruchsvolleres Umfeld, in dem politische Eingriffe und Marktmechanismen enger zusammenwirken. Eine flexible Steuerung von Duration, Währungsrisiken und Liquiditätspositionen gewinnt dadurch an Bedeutung.

Gemeinsamer Nenner: Fragile Gewissheiten

Die drei Themen – Sahm Rule, Third Mandate und „Mar-a-Lago Accord“ – mögen auf den ersten Blick unabhängig voneinander erscheinen, doch sie offenbaren eine gemeinsame Dynamik: die Erosion bewährter Stabilitätsanker in Wirtschaft und Finanzsystem.

Die Sahm Rule signalisiert, dass die Widerstandskraft der US-Konjunktur nachlässt.

Das Third Mandate verdeutlicht, wie stark geldpolitische Zielsetzungen zunehmend von politischen Überlegungen beeinflusst werden.

Und der „Mar-a-Lago Accord“ steht sinnbildlich für den Versuch, geld- und fiskalpolitische Interessen enger zu verknüpfen – mit potenziell weitreichenden Folgen für Kapitalmärkte und Währungen.

Erosion der Stabilitätsanker: Flexibel bleiben in fragilen Zeiten Gemeinsam zeichnen sie ein Bild wachsender Unsicherheit: Makroökonomische Zyklen, politische Steuerung und Marktmechanismen geraten stärker in Wechselwirkung. Für Anleger bedeutet das, dass sich Anlageentscheidungen immer weniger auf historische Muster und klassische Bewertungsmodelle stützen lassen. Stattdessen gewinnen Flexibilität, Risikoadaption und ein global diversifizierter Ansatz an Bedeutung, um in einem Umfeld fragiler Gewissheiten handlungsfähig zu bleiben.

Fazit und Ausblick

Aus den jüngsten Entwicklungen lassen sich für den BlackPoint Evolution Fund drei zentrale Leitlinien ableiten:

Erstens: In den USA dürfte der geldpolitische Zyklus weiter in Richtung tendenziell sinkender Zinsen verlaufen. Dieses Umfeld begünstigt Qualitätsanleihen und wachstumsstarke Unternehmen mit soliden Bilanzen und nachhaltiger Ertragsdynamik.

Zweitens: Der US-Dollar könnte infolge einer politisch aktiveren Geld- und Fiskalpolitik strukturell schwächer werden. Für Portfolios gewinnt daher eine breitere regionale und währungsmäßige Diversifikation an Bedeutung, um Schwankungen abzufedern und neue Chancen zu erschließen.

Drittens: Trotz geopolitischer Spannungen und institutioneller Unsicherheiten bleibt die Innovationskraft der US-Technologiesektoren ein wesentlicher Performance-Treiber. Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht, stabilen Margen und strategischer Anpassungsfähigkeit werden weiterhin die globale Marktdynamik prägen.

Ein ausgewogenes Portfolio – wie in unserem Black Point Evolution Fund – das von sinkenden Renditen profitiert, globale Diversifizierung konsequent umsetzt und auf strukturelle Gewinner setzt, ist die rationalste Antwort auf eine zunehmend unsichere Weltordnung.

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