Entkoppelt verbunden
Wie die USA Europa zwingt, ihre
Wirtschaftsbeziehung mit dem Zollstock
neu zu vermessen.
Zölle als Waffe – Trumps riskanter Kurs
Der Jahresauftakt an den Finanzmärkten verlief verhalten. Doch mit der Amtseinführung Donald Trumps am 20. Januar änderte sich die Tonlage abrupt. Seine protektionistische Rhetorik prägte das Quartal: „Zölle sind das schönste Wort im Wörterbuch“, ließ er wissen – und untermauerte diese Haltung mit einer Folge von Maßnahmen, Ankündigungen und abrupten Kehrtwenden. Die ohnehin fragile Marktstimmung wurde dadurch weiter destabilisiert.
Kern seiner Strategie: sogenannte „reziproke Zölle“. Ab dem 2. April sollen Importprodukte mit denselben Sätzen belegt werden, die US-Waren im jeweiligen Herkunftsland treffen. Trumps Maxime: „Was ihr uns berechnet, berechnen wir euch auch.“ Es geht um eine politische Botschaft – und um Machtdemonstration.
Am 26. März setzte Trump ein Zeichen: Ein Präsidialdekret verhängt 25 % Zölle auf alle Fahrzeuge, die nicht in den USA produziert werden. Weitere Aufschläge auf Autoteile könnten folgen. Die Ziele sind klar:
Erstens sollen Mehreinnahmen zur Finanzierung des auslaufenden „Tax Cuts and Jobs Act“ beitragen.
Zweitens soll die heimische Industrie durch Reindustrialisierung gestärkt werden.
Drittens dienen Zölle als Hebel geopolitischer Interessen.
Doch die Folgen für einzelne Branchen sind erheblich – auch für unser Portfolio. Besonders im Visier: die Automobilindustrie. Sie steht ohnehin unter Druck durch den Wandel zur E-Mobilität, Digitalisierung und neue Wettbewerber. Reziproke Zölle verschärfen die Lage zusätzlich. Deutsche Hersteller, darunter auch Mercedes-Benz (in unserem Portfolio), zählen zu den Hauptleidtragenden: Kein anderer Markt nimmt mehr exportierte Fahrzeuge ab als die USA – insbesondere margenstarke Modelle.
Auch Aluminium und Stahl wurden mit 25 % belegt – ein zusätzlicher Belastungsfaktor für eine ohnehin energieintensive Industrie.
Die Halbleiterbranche zeigt sich ebenfalls verwundbar. Ihre global verflochtenen Lieferketten treffen auf eine abkühlende Nachfrage im Bereich Rechenzentren und rückläufige Investitionen. Betroffen sind nicht nur asiatische Zulieferer, sondern zunehmend auch US-Unternehmen wie Nvidia (nicht im Portfolio), Broadcom (Position reduziert) und Intel (vollständig veräußert).
Stabil zeigen sich bislang die Pharmaschwergewichte in unserem Portfolio – Pfizer, Johnson & Johnson, Merck und Roche. Doch auch hier drohen bei Zulieferern, in der Wirkstoffproduktion oder im Vertrieb neue Kostenrisiken. Deutlich unter Druck: Novo Nordisk. Die Aktie des dänischen Konzerns verlor im März so stark wie seit 23 Jahren nicht – und belastete als zweitgrößter börsennotierter Konzern Europas auch die breiteren Märkte.
Ob Trump mit seiner Zollpolitik die gewünschte Wirkung erzielt, ist fraglich. Viele Ökonomen zweifeln daran – und warnen vor einer gefährlichen Rückabwicklung globaler Handelsstrukturen. Wahrscheinlicher ist: Die US-Wirtschaft zahlt am Ende selbst die Zeche.
Zeitenwende auf dem Kapitalmarkt – Warum Europa jetzt Chancen bietet
Lange Zeit blickte der Kapitalmarkt fast ausschließlich gen Westen – in Richtung USA, wo Innovationskraft, Wachstumsdynamik und Unternehmensgewinne in beeindruckender Regelmäßigkeit neue Rekorde ermöglichten. Europas Börsen hingegen galten vielen Investoren als strukturell abgehängt: politisch zögerlich, wirtschaftlich überreguliert und technologisch im Rückstand.
Doch dieses Narrativ beginnt zu bröckeln:
Ein Blick auf die Bewertungen zeigt: Europäische Aktien, insbesondere deutsche Titel, notieren im historischen Vergleich deutlich unter ihren US-Pendants – und bieten damit nicht nur Substanz, sondern auch Aufholpotenzial. Gerade jetzt entsteht daraus mehr als nur ein Bewertungsargument. In Deutschland zeichnet sich ein politischer wie wirtschaftlicher Kurswechsel ab, der das Potenzial hat, neue Impulse für den gesamten europäischen Kapitalmarkt zu setzen. Dieser Eindruck untermauert die positive Entkopplung des europäischen Finanzmarktes vom amerikanischen. Ein Blick auf die Kursentwicklung im ersten Quartal 2025 unterstreicht die zunehmende Attraktivität europäischer Märkte: Der DAX legte um eindrucksvolle 11,3 % zu – und ließ damit nicht nur andere europäische Indizes, sondern vor allem den US-amerikanischen S&P 500 deutlich hinter sich. Letzterer verzeichnete ein Minus von 4,3 %. Für Euro-Investoren fällt die Bilanz noch ernüchternder aus: Rechnet man die Dollar-Schwäche ein, summiert sich der Verlust des S&P 500 auf währungsbereinigte -12 % (siehe Abbildung 1).

* Betrachtungszeitraum: 01.01.2025 – 03.04.2025
Mit der geplanten Lockerung der Schuldenbremse und der Einrichtung eines umfangreichen Sondervermögens macht die Bundesregierung ernst: Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung, Energie und Verteidigung sollen kein Lippenbekenntnis mehr sein, sondern zur tragenden Säule einer industriepolitischen Erneuerung werden. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit und struktureller Herausforderungen sendet Berlin damit ein wichtiges Signal – auch an die Kapitalmärkte.
Für Anleger ist diese Entwicklung mehr als nur ein Hoffnungsschimmer. Sie ist ein potenzieller Katalysator. Denn wenn Deutschland wieder gezielt investiert, profitiert nicht nur die Binnenwirtschaft – sondern die gesamte europäische Industrie- und Innovationslandschaft.
Wir beobachten diesen Strukturwandel mit großer Aufmerksamkeit – und sind bereit, bei attraktiven Gelegenheiten gezielt in europäische Substanzwerte zu investieren. Mit der Aufnahme von Siemens in unser Portfolio haben wir einen ersten strategischen Schritt vollzogen. Der Konzern vereint technologische Exzellenz mit industrieller Tiefe und internationaler Reichweite – genau jene Eigenschaften, die in einem investitionsgetriebenen Konjunkturumfeld gefragt sein werden.
Weitere selektive Engagements in Unternehmen mit hoher Relevanz für die industrielle und digitale Zukunft Europas sind geplant.
Europa rückt zurück ins Zentrum langfristig orientierter Kapitalallokation – nicht aus nostalgischer Verbundenheit, sondern aufgrund belastbarer Fundamentaldaten. Wer heute auf Qualität setzt, legt den Grundstein für Rendite in einem neuen ökonomischen Umfeld.
Robust durch alle Zyklen – Warum Resilienz das neue Alpha ist
In einer Welt zunehmender geopolitischer Unsicherheiten, disruptiver Technologiezyklen und wachsender fiskalischer Spannungen rückt ein Faktor stärker denn je ins Zentrum jeder Anlagestrategie: Resilienz. Die Fähigkeit eines Portfolios, auch in stürmischen Zeiten Stabilität zu wahren und langfristig Wert zu schaffen, ist kein „Nice-to-have“, sondern strategischer Imperativ.
Ein global diversifiziertes Portfolio bildet dabei das Rückgrat robuster Kapitalanlage. Die gezielte Beimischung von Anleihen – wie in unserem Mischfonds – erhöht die Stabilität deutlich und fungiert gerade in volatilen Marktphasen als wertvoller Puffer. Doch auch Aktien selbst, oft zu Unrecht als instabil gebrandmarkt, zeigen über lange Zeiträume bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit.
Ein Blick auf den MSCI World verdeutlicht das eindrucksvoll (Abbildung 2):

Format der Beschriftungen: „Ereignis | Kursentwicklung des MSCI World einen Monat nach Ereignis in % | Kursentwicklung des MSCI World ein Jahr nach Ereignis in %“
In einem Zeitraum von über 55 Jahren hat der Index um mehr als 3.500 % zugelegt – das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 6,7 % (ohne Berücksichtigung von Dividenden). Und das trotz wiederkehrender Schocks: Ölkrisen, Finanzmarktbeben, globale Pandemien, geopolitische Eskalationen. Die Märkte erlitten Rückschläge, doch sie erholten sich immer wieder – oft schneller, als es der öffentliche Diskurs vermuten ließ.
Die Voraussetzung für diese Rendite? Investiert zu bleiben. Gerade in Phasen erhöhter Unsicherheit zahlt sich Disziplin aus – nicht das Market-Timing, sondern das Durchhaltevermögen entscheidet über den Erfolg. Deshalb bleibt unser Credo unverändert: Be invested.